JOSEF
HOLZHAMMER

1850 - 1942

Mitbegründer der SPÖ

Josef Holzhammer wurde als eines von zwölf Kindern am 23. November 1850 in Absam, Haus Nr. 29, vulgo „Fang“ geboren. Er war zunächst Schlosserlehrling bei der Absamer Amtsschmiede, später dann Betriebsschlosser der Eisenbahnwerkstätte in Innsbruck. Während seiner Gesellenzeit trat er unter persönlichen Schwierigkeiten wiederholt für die sozialen Belange der Arbeitnehmer ein.

So war er Mitbegründer des „Arbeiter-Bildungsvereins“ sowie des allgemeinen „Arbeitervereins“ – beides zutiefst sozialdemokratische Vereine – entstanden aus dem Bewusstsein der Arbeiter, dass nur die Anhebung ihres Bildungsstandes ihren politischen und kulturellen Aufstieg ermöglichen würde. 

Beim Parteitag 1888/1889 war er Mitbegründer der sozialdemokratischen Partei Österreichs und 1890 der sozialdemokratischen Partei Tirols.

Von 1908  bis 1911 war er Reichsratsabgeordneter und von 1919 bis 1925 Gemeinderat von Innsbruck, Landtagsabgeordneter sowie Landesrat für Sozialversicherungswesen und Arbeitsrecht. 1925 zog sich Josef Holzhammer 75-jährig aus der Politik zurück. Er blieb aber bis 1933 Sekretär der „Allgemeinen Arbeiter-Kranken-Unterstützungskasse“, deren Mitbegründer, Obmann, Rechnungsführer und Sekretär er war.

Er verstarb am 22. Mai 1942. An ihn erinnern in Innsbruck die Holzhammerstraße und die Holzhammerbrücke (heute Freiburgerbrücke).

Gründung der "Allgemeinen Arbeiter-Kranken-Unterstützungskasse"

In Innsbruck gibt es eine Reihe von Straßen und Plätzen, die nach sozialdemokratischen Politikern benannt wurden. Aber nur wenigen ist ein – wenn auch nur bescheidenes – Denkmal gewidmet: eine Büste Josef Holzhammers befindet sich im Foyer der Österreichischen Gesundheitskasse (vormals Tiroler Gebietskrankenkasse) in der Sillgasse 2. 

Es sind weniger seine Leistungen als Abgeordneter im Reichsrat, im Tiroler Landtag oder im Innsbrucker Gemeinderat, die ihn in Erinnerung der Nachwelt fortleben haben lassen, als vor allem die Tatsache, dass er nicht nur führend an der Installierung des Sozialversicherungswesens im Land Tirol mitgewirkt hat, sondern dass er dieser Tätigkeit über ein halbes Jahrhundert lang fast seine ganze Kraft gewidmet hat.

Die Versorgung und Unterstützung von ArbeiterInnen im Krankheitsfall war in Tirol im 19. Jahrhundert wie in anderen Ländern in nur sehr geringem Ausmaß und hier auch nur für wenige Berufsgruppen wie etwa für die Buchdrucker vorhanden. Die bescheidenen Krankenunterstützungskassen der Arbeiterbildungsvereine konnten aufgrund mangelnder finanzieller Risikobereitschaft nicht überregional zusammengeführt werden. Nach mehrmaliger Überarbeitung der erstmal im August 1876 eingereichten Statuten für die „Allgemeine-Arbeiter-Kranken-Unterstützungskasse“ wurde diese schließlich am 10.09.1877 genehmigt, womit der Weg für die Gründung der Krankenkasse frei war.

Die Gründungsversammlung fand am 04. November 1877 im Gasthof „Zum Goldenen Kreuz“ in der Innstraße 19 (heute Nr. 13) statt. An diesem Tag traten im übrigen 77 Mitglieder bei (bis 1922 stieg die Anzahl der Mitglieder auf 14.986 an) und der Arzt Dr. Franz Greil erklärte sich bereit, die kranken Mitglieder des Vereins für die Dauer eine Jahres unentgeltlich zu behandeln. Neben Obmann Gustav Wölfler und dem 1. Kassier Glöckl muss allen voran „der Maschinenschlosser Josef Holzhammer als derjenige genannt werden, der sich seit dieser Gründung der Krankenkasse sein ganzes Leben lang um den Aufbau und Betrieb der Kasse verdient gemacht hat. Diese Krankenkasse und das Engagement in der Weiterentwicklung der Krankenversicherung in Tirol waren sein Lebenswerk“.

Hainfeld 1888/1889 - Gründung der SPÖ

Im Jahr 1875 fand in Innsbruck die Gründung einer illegalen sozialdemokratischen Partei statt, an der Josef Holzhammer auch beteiligt war. Es war ihm schon früh ein Anliegen, die Organisation der Arbeiter im Land Tirol voranzutreiben. 

Zum Jahreswechsel 1888/1889 fand in Hainfeld der Einigungsparteitag der österreichischen Sozialdemokratie statt.  In der Prinzipienerklärung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs, im sogenannten „Hainfelder Programm“, hieß es im Punkt 5, der auf die Bereiche Bildung und Schule Bezug nahm: „Im Interesse der Zukunft der Arbeiterklasse ist der obligatorische, unentgeltliche und konfessionslose Unterricht in den Volks- und Fortbildungsschulen sowie unentgeltliche Zugänglichkeit sämtlicher höheren Lehranstalten unbedingt erforderlich; die notwendige Vorbedingung dazu ist die Trennung der Kirche vom Staate und die Erklärung der Religion als Privatsache“. 

"Die Wahrheit ist die Wissenschaft"

Das Grundsatzreferat zu diesem Punkt hielt Josef Holzhammer, der sich zu Bildungsfragen als eines seiner Hauptanliegen auch später wiederholt äußerte. In dem Referat strich Holzhammer vor allem die Rolle der Kirche bzw. der „klerikalen Partei“ als besonders negativ hervor. Josef Holzhammer berichtet von beinahe untragbaren Zuständen in manchen Schulen, wo „viele Kinder das warme Mittagessen entbehren müssen“ oder keine Kleider haben. Deshalb forderte er seitens der Sozialdemokratie vom Staat, dass jedem die nötige Erziehung zuteil würde samt unentgeltlichem Unterricht in allen Fortbildungsschulen sowie der Zugänglichkeit sämtlicher Lehranstalten, auch der höheren, für alle. Holzhammer erhob die Forderung nach der Verbreitung von Wahrheit mit den Worten „die Wahrheit ist die Wissenschaft“. Bemerkenswert ist, dass Holzhammer sich in der Debatte zu seinem Referat vehement gegen den zunehmenden Antisemitismus wandte:

„Ich möchte nur die Genossen noch daran erinnern, dass es uns nicht gleichgiltig (sic!) sein darf, was da und dort geschrieben und gelehrt wird, denn wir sehen ja, dass der Antisemitismus, dieser Ausbund nationaler Dummheit, Fortschritte macht, und es kann zu einem Kampfe kommen, der lieber zu vermeiden wäre. Ich weiß nicht, wie es damit in Wien steht, in der Provinz wenigstens ist man bestrebt, hierin weiter zu gehen und viele glauben, es ist damit alles getan, wenn man den Juden austreibt. Weil die Leute nichts wissen, ist es möglich, ihnen den Juden als einen schlimmeren Menschen darzustellen, als es der Christ ist; wenn sie mehr Bildung besäßen, würden sie den Leuten die Türe weisen, die ihnen Derartiges predigen.

„Josef Holzhammer und das Ende der Almosen vor 140 Jahren“ 

Eine Reportage über das Fabriksdorf Absam, Josef Holzhammer, Krankheit, Elend, Kirche, Macht und Solidarität – von Matthias Breit, erschienen im Jahr 2023 im Haller Blatt.

Josef Holzhammer und das Ende der Almosen vor 140 Jahren

Reportage aus dem Haller Blatt, 2023 - von Matthias Breit

Gründung der Tiroler SPÖ

Nach der Gründung der Tiroler Landesorganisation der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei am 28. September 1890 in Telfs verstärkten die SozialdemokratInnen ihre politische Agitation. Die Feiern zum 1. Mai boten hierfür eine ausgezeichnete Bühne. Josef Holzhammer trat wiederholt als erfolgreicher Redner auf. Zu diesem Zeitpunkt gehörte er zu den aktivsten sozialdemokratischen PolitikerInnen Tirols. 

Als die Landesparteivertretung als oberstes Organ der Partei auf der ersten Landeskonferenz 1893 eingerichtet wurde, wurde Josef Holzhammer neben Ignaz Saska, Michael Heinzelmann, Hermann Flöckinger und Karl Beck in dieses Gremium gewählt, dem er viele Jahre angehörte.

Holzhammer erfreute sich innerhalb der Tioler ArbeiterInnenschaft und sogar darüber hinaus nicht nur eines großen Bekanntheitsgrades sondern auch großer Anerkennung und Glaubwürdigkeit.

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs unterbrach die politische Tätigkeit Holzhammers, die er im hohen Alter von 70 Jahren 1918 wieder aufnahm, um der in der Ersten Republik aufstrebenden sozialdemokratischen Bewegung seine Erfahrungen zur Verfügung zu stellen. 1918 bis 1925 war er Landtagsabgeordneter, wobei er 1918/19 bereits Mitglied des Nationalrates für Tirol, also der Provisorischen Landesversammlung, war. Zudem war er Stadtrat in Innsbruck zwischen 1919 und 1921.

Aus Alters- vor allem aber aus gesundheitlichen Gründen zog sich Holzhammer 1925 aus dem politischen Leben zurück.

 

Quellen: Sozialdemokratie in Tirol – die Anfänge, Hofmann – Schreiber
Publikation der Michael Gaismair Gesellschaft bzw. Absamer Dorfbuch

Bilder: Stadtarchiv Innsbruck bzw. Gemeindemuseum Absam

Büste Josef Holzhammers im Foyer der ÖGK in Innsbruck (Bild: Gemeindemuseum Absam)